2005-10-28: "AUS! AUS! AUS! Das Spiel ist aus!""

Renault ist Weltmeister. Und letztlich noch nicht einmal unverdient. Zwar war der McLaren in 16 von 19 das schnellste Auto, doch wir wissen ja schon lange: „If you want to finish first, you have to finish first.
Und daran hat es bei McLaren zu oft gefehlt. Zwei oder Drei mal weniger 10 Plätze zurück versetzt werden wegen Motorschaden hätten genügt. Zwei Ausfälle Raikkönens an erster Stelle liegend hätte man sich sparen müssen. Die eine oder andere Dummheit eines JPM weniger wäre auch genug gewesen. Aber hätte der Hund nicht…, hätte er den Hasen…
Renault ist Konstrukteursweltmeister Und McLaren bläst für 2006 zum Angriff. Wenn Juan den Trend aus der zweiten Saisonhälfte fortsetzt sehr nah an Raikkönen dran zu sein und er beim Tennisspielen und beim Überrunden besser aufpasst, gibt es wohl auch keinen Zweifel, dass das ungleiche Duo die Messlatte auf ein Niveau legen wird, das sehr schwer zu erreichen sein wird.
Glückwunsch aber an Renault. Nicht nur das Pech und das Unvermögen McLarens hat den Titel gebracht, im entscheidenden Moment war auch die Geschwindigkeit da. Und natürlich Fernando Alonso. Wenn ich jedes einzelne Rennen Revue passieren lasse, kann ich mich an keinen WM-Punkt erinnern, den er mehr hätte holen können, wenn er einen Fehler nicht gemacht, eine andere Strategie gewählt oder eine andere Reifenwahl getroffen hätte.
Ohne jeden Zweifel hat Flavio Briatore einmal mehr den richtigen Riecher gehabt, als er sich bereits vor 3 Jahren darauf festgelegt hat, Alonso zum Superstar und Weltmeister zu machen. Fahrerisch denke ich, hätte es noch 3-5 andere Piloten im Feld gegeben, die mit dieser bevorzugten Behandlung schnelle Runden auf dem selben Niveau hätten drehen können. Diese 100% aber in jeder einzelnen Rennrunde, selbst unter stärkstem Druck zu bringen, dies Talent hat Flavio früh erkannt. Deshalb ist er nun wieder Weltmeister. Er selbst hat mir auf der WM-Party in China nach drei Bacardi-Orange gesagt, dass Trulli mindestens genauso schnell ist wie Fernando. Aber Jarno sei kein Weltmeister. Deshalb musste er den Platz für Fisichella räumen.

Das schnellste Auto im Feld zu haben und trotz 9 Siegen keine Weltmeisterschaft gewonnen zu haben, ist ein Problem, das Ferrari gerne hätte. Michael Schumacher hat durch eine schumistische Strategie Rubens Barrichello beim USA GP hinter sich lassen können und somit zumindest offiziell einen Sieg geholt. Bei dieser Niederlage an allen Fronten auf dem obersten Podest zu stehen, ist allerdings noch ein Schritt mehr, als „nur“ Einäugiger unter den Blinden zu sein.
Erschreckend aus Ferrari Sicht ist vor Allem, dass man sich die ganze Saison über nicht vom Fleck bewegt hat. Im Gegenteil. Analysiert man die Rundenzeiten über die Saison hinweg, muss man nicht nur sagen, dass die Italiener es über die Winterpause geschafft haben, von der absoluten Dominanz ins Mittelfeld abzurutschen, sowohl Jordan als auch Minardi, die die einzigen weiteren Bridgestone Teams sind, sind den Ferrari näher gerückt. Man darf sicher gespannt sein auf 2006. Vielleicht ist es ja diesmal so, wie ich eigentlich im letzten Jahr vermutet hatte, dass man sich schon ab Saisonmitte auf das nächste Jahr konzentriert hat. Diesmal nur nicht, weil die WM ohnehin sicher ist, sondern weil das Jahr bereits nach dem 11. Saisonrennen gelaufen war.

Trotzdem ist Ferrari nicht der Verlierer der Saison. BAR hatte sich um diesen Titel beworben, musste sich aber dem Druck eines hoch motivierten Jenson Button beugen, der das Team aus dem Skandal- und Schleichfahrt-Sumpf herausführte und dabei seinen mit etwas weniger Talent gesegneten Teamkollegen aus der Glimmerwelt Formel 1 wieder ins echte Leben zurückschickte. Mit dem inzwischen komplett von Honda übernommenen Team wird weiter zu rechnen sein. Auch und vor Allem, weil Jenson da bleibt, was ihn (oder nach Auskunft eines redefreudigen englischen Bänkers eher die Firma Honda) eine ganze Stange Geld gekostet hat.
Zusammen mit der Überweisung für die Freigabe des Nick Heidfeld und den Sponsorengeldern, die der in der GP2 grandios auftrumpfende Nico Rosberg mitbringt, sollten die Ford Aggregate fürs nächste Jahr bereits bezahlt sein. Doch auch die Abstandszahlung von BMW für die vorzeitige Vertragsauflösung mit Williams reicht wohl nicht aus, um Marc Webber und Nico für 2006 ein konkurrenzfähiges Auto zu geben.
Der Verlust des Motorenpartners, kombiniert mit dem krassen Abwärtstrend während der Saison, der sich durch die durchwachsenen Leistungen des Antonio Pizzonia noch verstärkt hat, macht Williams zum Verlierer 2005. Wenn auch denkbar knapp hinter der Scuderia.

Lobend erwähnen muss man sicher die Wiederauferstehung des motivierten Rennfahrers David Coulthard nach 3 Jahren Totenstarre. Red Bull hat überrascht.
Auch Toyota wusste zu überzeugen. Trulli, und da sieht man gut was Flavio letzte Woche meinte, während der ersten, Ralf dann während der zweiten Saisonhälfte. Lässt man USA mal außen vor, und das muss man leider aus Formel 1 Sicht die nächsten Jahre wohl, kann sich Toyota mit einem inoffiziellen dritten Platz schmücken.

Von den Medien unbeachtet, von den RTL-„Experten“ gar unbemerkt, lieferten sich Minardi und Jordan faszinierende Duelle am Ende des Feldes. Größten Respekt vor dem einen gegen die gesamte Konkurrenz eingefahrenen WM Punkt durch Tiago Monteiro, der für mich einer der Aufsteiger der Saison ist.

Euer Alex!

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