2001-05-14: "Sieg für Coulthard - Niederlage für den Sport""

Durch die elektronischen Fahrhilfen werden die Autos gleichartiger starten und auf der Rennstrecke fahren wie auf Schienen. Dachte man zumindest. Die Realität sieht aber anders aus: 4 Fahrzeuge sind gar nicht oder zumindest deutlich verspätet gestartet, Michael Schumachers Start war unter aller Sau und während des Trainings und des Rennens habe ich selten so viele kleine oder auch größere Ausrutscher gesehen wie auf dem A1-Ring. Da muss allen Ernstes mal die Frage gestellt werden, ob man nicht, wie Hakkinen in Barcelona im Qualifying ohne solche Systeme auskommen kann oder ob man diese zumindest erst dann einsetzen sollte, wenn sie so gut funktionieren, das man damit schneller ist als da ohne?!
Der Österreich-GP. Seit Jahren dominieren hier die McLaren Mercedes nach Belieben. Und auch in diesem Jahr waren Hakkinen und Coulthard sowohl Freitag als auch Samstag morgen und auch im sonntäglichen Warm up und später im Rennen vorn. Aber was passierte im Qualifying? Startplätze 7 und 8 sind das schlechteste Ergebnis für McLaren seit Jerez 1997. Und das ausgerechnet in Österreich. Hier konnten wir einmal sehen, wie sensibel ein heutiger F1 ist. Etwas wärmer, eine andere Windrichtung und härtere Reifen als die Konkurrenz; schon sind 6 Fahrzeuge schneller. McLaren hatte die entscheidenden Schräubchen in die falsche Richtung gedreht und sich dadurch beinahe das gesamte Rennen versaut.

Aber eben nur beinahe. Williams war zwar unheimlich stark, aber nach dem Pech der ersten Rennen fehlt es nun an der Zuverlässigkeit. Das ist sehr schade, denn auch wenn Williams immerhin schon mit 18 Punkten auf dem 3. Rang in der Konstrukteurs-WM liegt, sind sie doch deutlich näher an den Topteams dran, als der punktemäßige Abstand das ausdrückt. Zum Überholversuch von M. Schumacher gegen Montoya muss man sagen: Vielleicht ist der Kolumbianer etwas zu hart gefahren. Aber dass man einen Montoya nicht außen überholen kann, sollte jeder wissen.
Mein Mitleid nach dem Rennen gilt sowohl Mika Hakkinen als auch Jarno Trulli. Hakkinen, weil er nun im 6. Rennen den 4 ½. Ausfall zu verzeichnen hat, keinen davon allerdings durch eigene Fehler. Trulli vor allem deshalb, weil er, wie auch Heidfeld, durch das Stehen bleiben am Start eine super Ausgangsposition verlor, die er sich im Quali hart erkämpft hatte. Für Frentzen wars eher ein komplettes Wochenende zum Abhaken und vergessen.
Wenn man aber von Mitleid redet, muss man die Situation von Barrichello bei Ferrari erwähnen.Rubens fuhr ein sehr starkes, konstantes, fehlerfreies Rennen. Dass er Michael Schumacher passieren lassen musste, obwohl Schumacher durch seine 2 kleinen Ausrutscher nach seinem Stopp diesen möglichen 2. (oder sogar 1.) Platz verwirkt hatte, ist im 6. von 17 WM-Läufen blanker Hohn. Vor allem Barrichello sollte sich so etwas nicht bieten lassen. Was alles während einer Saison passieren kann, hat man in Silverstone 1999 gesehen, als man es bei Ferrari wohl auch bereute, Irvine vorher 2 Mal zurückgepfiffen zu haben. Eine solche Aktion zu dem Zeitpunkt ist nicht nur erniedrigend für den Fahrer, sondern auch schlecht für den Sport.
Sollte kurz vor Schluss des nächsten GP Mika Hakkinen das Rennen anführen und Coulthard an zweiter Stelle liegen, wird, obwohl der Punkteunterschied zwischen Hakka und DC deutlich prekärer ist, kein Funkspruch seitens des Teams kommen und die Fahrerleistungen ignorierend einen solchen Befehl erteilen. Zu Coulthard muss ich aber noch mehr sagen. Natürlich hat er von den Schlechtleistungen des Michael Schumacher profitiert. Aber vom 7. Startplatz aus ein Rennen zu gewinnen ist eine starke Leistung. Vor allem wenn man beachtet, dass er in der entscheidenden Situation, nach Barrichellos Stopp, mit 45 Runden alten Reifen noch mal zulegen kann und die schnellste Rennrunden dreht. Super Taktik des Teams, phänomenal umgesetzt vom einzigen Piloten, der in diesem Jahr alle Rennrunden zurückgelegt hat. Und trotzdem warne ich weiter: Vergesst Mika Hakkinen nicht!
Gratulieren möchte ich an dieser Stelle auch Kimi Räikkönen zu seinem 4. Platz und auch dem Arrows Team, die es geschafft haben durch eine medienwirksame Strategie eine verdienten Punkt und gut bezahlte Sendeminuten an Land zu ziehen. Aber auch der Fahrer hatte hier einen nicht zu unterschätzenden Anteil.

Euer Alex!

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